Es geschah durchaus, dass man betrogen wurde, dass man träge Stuten, schlechte Worte kaufte: das merkte man beim gebrauch, weil man sie nicht weitergeben konnte. Plötzlich, wie geschminkte Tiere, die ihre Makel offenbaren, erschienen diese übertünchten Gedanken unerklärlich und nackt.

–Sartre

Part 1

conditio anima

Wer ist „Ich“, wenn ich schreibe?


Es ist ein Versuch. Schon lange da, manchmal Qual, aber oft mehr Frage und Furcht erzeugende Ungreifbarkeit. Ungreifbarer als das Leben, denn es geht weit darüber hinaus.
Ein Mensch kann sich darin verlieren, wenn er unsicher ist, sich unsichtbar fühlt. Es ist gefährlich für die Verlorenen, denn sie erkennen darin ihre Verlorenheit.
Ein Mensch kann daran zerbrechen, aber er kann auch als Mensch an den Facetten seines tiefen Ichs wachsen.

Ich bin die Konsequenz. Ich bin die Klarheit. Ja oder nein. Ich bin die unendliche Weite, ich bin die unendliche Belanglosigkeit, ich bin die unendliche Liebe, ich bin der unendliche Zorn.

Mein Spirit Animal ist ein Clown. Ein Wesen, das nach Perfektion strebt, aber leider ungeschickt ist und es auch weiß. Meine Trägheit nährt sich aus einem diffusen Gefühl der Furcht. Furcht vor der Lächerlichkeit. Ich bin wie ein Clown, der sich davor fürchtet, lächerlich zu sein. 

Die unmittelbare Emotion kennt kein richtig oder falsch. Sie überschwemmt alle Kontrollmechanismen in ihrer Intensität. Sie ist. Und sie will Ausdruck finden. Kann sie überhaupt lächerlich sein oder ist der versuch sie zu kontrollieren das, was Lächerlichkeit erzeugt? Die Wut, die ein Lächeln sein will und das Lächeln, das Wut sein will? Am Ende ist es die daraus entstehende Traurigkeit, über die alle lachen. Ein Lachen, das in sich selbst diese Traurigkeit trägt. Der Clown weiß, dass dieses Lachen ein Echo ist.

Part 2

Untiefe Gedanken

Ich habe gelernt, mein Denken ruhig zu halten. Es an der Oberfläche schwimmen zu lassen wie ein Boot. Mich nicht um diese glatte Sinnlosigkeit zu kümmern, mich nicht ihretwegen zu langweilen.
Die Banalität amüsiert mich. Ich schminke mich und finde Gefallen an dem Spiel der schillernden, hohlen Köpfe. Ich erschrecke mich nicht mehr vor ihren furchtsamen Augen und gierigen Seelen. Sie sind wie ausgesetzte Tiere, die nur Gefangenschaft kennen und mit ihrer plötzlich gewonnenen Freiheit nichts anzufangen wissen.
Die Natur ist, wie sie ist. Lebe oder sie zersetzt dich und nimmt dich wieder in sich auf.

Wenn ich denke, denke ich nur in mich hinein. An dieses Abstrakte „die Anderen“ zu denken, erzeugt Ekel. Dieses „Ich“ umfasst den Anderen. Es existiert außerhalb dieses geistigen Ich-Körpers nichts. Es ist dem Denken nicht zugänglich. Der Versuch es zu denken, wirft das Ich auf sich selbst zurück, indem es eine Fata Morgana des Schreckens heraufbeschwört.
Sie anzustarren ist einfacher, als sich zurück auf sich selbst zu besinnen.
Wie eine schöne Nymphe fängt sie den Blick und versucht in ihrer ätherischen Zartheit ihren eisernen Griff um das Herz zu legen. Die Faszination liegt in dem Grauenhaften. Die Schönheit wandelt sich in Verwesung und das Herz findet sich in einem Sarg gefangen wieder.